Helsinki. 2016 könnte das erste Jahr sein, in dem die Euro-Zone wieder schrumpft – dann nämlich, wenn sich Finnen mehrheitlich für einen Austritt aus der Gemeinschaftswährung aussprechen. Umfragen zufolge tun das immer mehr Finnen. 2016 soll deshalb per Volksentscheid über einen „Fixit” abgestimmt werden.
Die Gründe für die Mißstimmung sind naheliegend: seit dem Betritt zur Eurozone schafft es die finnische Wirtschaft nicht mehr, sich zu erholen. Das Land kämpft gegen steigende Arbeitslosigkeit und hohe Staatsausgaben. Auch der finnische Außenminister Timo Soini erklärte kurz vor Weihnachten öffentlich, Finnland hätte niemals der Währungsunion beitreten dürfen. Er bezeichnete den Euro-Beitritt rundweg als „historischen Fehler”. Soini zufolge wäre es besser gewesen, wie in früheren Wirtschaftskrisen die Währung einfach abzuwerten. Damit würde es dem Land jetzt besser gehen als mit dem Euro.
Auch in der finnischen Bevölkerung verliert die Gemeinschaftswährung massiv an Rückhalt. Nur noch 54 Prozent der 5,5 Millionen Einwohner wollen den Euro derzeit behalten, während sich 31 Prozent für einen Austritt ausprechen. Vor vier Jahren befürworteten noch drei Viertel der Bürger den Euro, und nur 19 Prozent waren dagegen. Hauptgrund ist die schwächelnde Wirtschaft – der einst weltgrößte Handy-Hersteller Nokia liegt am Boden, und die wichtige Papierindustrie strauchelt –, aber anders als früher gelingt derzeit die Erholung aus eigener Kraft nicht mehr.
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman analysiert: „Das letzte Mal, als Finnland infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion eine Wirtschaftskrise solchen Ausmaßes erlebte, kam es dank einer kräftigen Abwertung rasch wieder auf die Beine.” Infolge des Euro gebe es diese Option nun nicht mehr. Und eine Besserung ist nicht in Sicht. Gut möglich, daß die Finnen deshalb im neuen Jahr die Notbremse ziehen und sich vom Euro verabschieden. (mü)
Quelle: Referendum über den „Fixit“: Trennt sich Finnland 2016 vom Euro? ZUERST!