Egon von Greyerz im Gespräch mit Eric King von King World News,
veröffentlicht am 21.11.2015
Egon von Greyerz: “Eric, die Märkte warten auf die Entscheidung der FED am 16. Dezember. Die FED hat im Moment keine Ahnung, was sie tun soll. Da sie eine langfristige Politik fährt und nur auf Ereignisse reagiert, hofft sie, dass sie innerhalb der kommenden 26 Tage mehr Klarheit haben wird.
Die Anhebung der Zinsen um 1/4 Prozent würde ein Indikator für eine starke Volkswirtschaft sein. Der hauptsächliche Grund dafür, die Zinsen anzuheben wäre also, die Illusion vorzugaukeln, dass in den Vereinigten Staaten alles gut ist.
Die $ 500 Billionen Zeitbombe
Yellen weiß aber, dass die Dinge alles andere als gut stehen. Sie weiß, dass die Arbeitslosigkeit nicht bei 5 Prozent steht, weil 94 Millionen arbeitsfähige Menschen nicht arbeiten [A.d.Ü.: US-Gesamtbevölkerung = 318,9 Millionen]. Sie weiß auch, dass die Risiken in den USA und in der Weltwirtschaft größer sind, als jemals zuvor.
Die US-Schulden liegen bei $ 18,5 Billionen und die Gesamtschulden bei fast $ 70 Billionen. Dazu kommen die ungedeckten Verbindlichkeiten von über $ 200 Billionen und darüber hinaus gibt es sehr zinsanfällige $ 500 Billionen an Derivaten in US-Banken.
Angesichts von Schulden und Risikopositionen in Höhe von rund 3/4 Billiarden Dollar, ist die FED nicht gerade in der angenehmsten Position für die Anhebung der Zinsen. Dazu kommt, dass der überbewertete US-Aktienmarkt kaum mit einer Zinserhöhung umgehen könnte. Der Markt ist im finalen Abschnitt eines langfristigen Bullenmarktes und jedwede schlechte Nachricht wird ein Auslöser für einen Bärenmarkt massiven Ausmaßes werden.
Sub-Prime-Probleme
Die aufgeblasenen Kreditmärkte in den USA haben in vielen Bereichen Schulden aufgebaut, die niemals wieder zurückgezahlt werden. Automobil-Kredite entwickeln sich jetzt zu einem Sub-Prime-Problem, genau wie die Studentenkredite. Und faule Staatsanleihen sind in den vergangenen 15 Monaten um 1/3 eingebrochen. Ein großer Teil des Problems ist natürlich der Öl- und Gassektor, aber andere Bereiche stehen ebenfalls unter Druck.
Die Unternehmensschulden sind auch massiv angestiegen. Seit 2009 sind die Netto-Schulden der Unternehmen von $ 1 Billion auf $ 2,5 Billionen gewachsen. Langfristig wird es also keinen Unterschied machen, was die FED bezüglich der Zinsen im Dezember-Meeting entscheiden wird.
Die US-Wirtschaft und der US-Dollar werden fallen, ungeachtet was die FED tut, denn keine Volkswirtschaft kann jemals ein derart massives Schuldenproblem überleben. Ich bezweifle, dass es eine Anhebung der Zinsen geben wird, aber die FED hat in der Vergangenheit schon eine Menge falsche Entscheidungen getroffen.
2016: Das Jahr des Horrors
Wenn die Entscheidung also nicht kristallklar ist, wird die FED ab Anfang 2016 aus meiner Sicht mit absoluter Sicherheit seine nächste Runde quantitativer Lockerung einläuten. Und dieses Programm wird jede Geldschöpfung in den Schatten stellen, auf die die FED sich jemals eingelassen hat. Wenn der nächste Geld-Druck-Segen dann in einigen Jahren vorbei ist, mag die FED bereits über eine Billiarde Dollar gedruckt haben.
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Weiterlesen und Quelle: http://n8waechter.info/2015/11/egon-von-greyerz-2016-wird-fuer-die-welt-zum-jahr-des-horrors/